Wie wird aus einer durchschnittlichen Bankerin eine weltweit operierende Buchhalterin der italienischen Mafia? Das erzählt Isabelle Lehn in ihrem ebenso spannenden wie sprachlich ambitionierten neuen Roman „Die Spielerin“. In den frühen neunziger Jahren zieht die junge A. aus der niedersächsischen Provinz nach Zürich, um dort Karriere als Investmentbankerin zu machen. In der Welt der Bad Banks, in denen scheinbar keine Gesetze gelten, außer Profit zu machen, stockt ihr Aufstieg irgendwann. Doch ihre Unauffälligkeit und ihre kriminelle Energie machen sie zur idealen Anlageberaterin der kalabrischen Mafia, bis ein Gerichtsverfahren ihre Geschichte enthüllt. Isabelle Lehn stieß 2018 auf das Thema, als sie den Artikel „Wollte die Mafia ddp kaufen?“ eines italienischen Investigativ-Journalisten las. Umfangreiche Recherchen zur organisierten Kriminalität, Geldwäsche und Korruptionsbekämpfung schlossen sich an, ehe „Die Spielerin“ geschrieben werden konnte. Isabelle Lehn wurde 1979 in Bonn geboren, ist promovierte Rhetorikerin und studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Neben einem Sachbuch und preisgekrönten Essays, wie zuletzt über „weibliches Schreiben“, veröffentlichte sie drei Romane. Ihr Debütroman „Binde zwei Vögel zusammen“ spielt in einem Dorf in der Oberpfalz, wo der Deutsche Albert in einem Trainingscamp für Afghanistansoldaten arabische Terroristen darstellen muss. Der zweite, ebenfalls sehr beeindruckende Roman „Frühlingserwachen“ ist autofiktional und handelt von einer Frau, die völlig offen und selbstironisch über ihre Depression, ihren unerfüllten Kinderwunsch und den Mut zum Scheitern erzählt. (D. K.)
Auszeichnungen u. a.: Stipendium Künstlerhaus Worpswede (2014), Edit Essaypreis (2016), Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin, Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen (2017, 2020), Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds, Heinrich-Heine-Stipendium Lüneburg (2019), Dietrich-Oppenberg-Medienpreis der Stiftung Lesen (2021), Stipendium Künstlerhaus Edenkoben (2022), Rhine Translation Prize (2023).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Binde zwei Vögel zusammen“, Roman, Eichborn, Köln 2016
– „Schreiben lernen im Sozialismus. Das Institut für Literatur Johannes R. Becher“, zus. mit S. Macht und K. Stopka, Wallstein, Göttingen 2018
– „Frühlingserwachen“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M. 2019
– „Als ein Präsent aus Surinam“, Wege Edition, Detmold 2019
– „Die Spielerin“, Roman, S. Fischer, Frankfurt a. M., August 2024