Eugen Gomringer – der einfache weg ist einfach der weg
Eugen Gomringer, der Gründer der konkreten Poesie, ist eine Woche vor dem Erlanger Poet*innenfest 2025 im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Bamberg gestorben. Ihm zu Ehren zeigen wir sein Mappenwerk „der einfache weg ist einfach der weg“, aus der Städtischen Sammlung Erlangen.
Gomringer zählte zu den bedeutendsten zeitgenössischen Lyrikern. Er kam 1925 in Bolivien zur Welt, wuchs in der Schweiz auf und verbrachte den Großteil seines Lebens in Deutschland. Als „Spracharbeiter“ bezeichnete ihn der Schriftsteller Max Frisch einst. Er stehe wie nur wenige für das Sprachexperiment, schrieb seine Tochter Nora-Eugenie Gomringer, selbst Lyrikerin. Die „Nutzung der Sprache als unprätentiöses, klares Kommunikationsmittel, der Werbesprache nah, doch der Vision dichterischen Weltverständnisses noch näher“. Vor fünf Jahren, kurz vor seinem 95. Geburtstag, sagte Gomringer: „Ich habe mir gedacht: Man müsste doch auch mit Worten so einfache Werke schaffen können.“ Konkrete Kunst sei für ihn das ästhetische Kapitel einer neuen literarischen Weltbewegung gewesen.
Als Sekretär von Max Bill ging Eugen Gomringer an die Hochschule für Gestaltung nach Ulm, arbeitete für die Schweizer Schmirgel- und Schleifindustrie und übernahm die Geschäftsführung des Schweizer Werkbundes. Er war Kulturbeauftragter des Porzellan-Herstellers Rosenthal, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Im Jahr 2005 war Eugen Gomringer beim Erlanger Poet*innenfest zu Gast. Anlässlich seines 80. Geburtstags war ihm eine große Ausstellung mit dem Titel „Die Poesie und das Konkrete“ in der Städtischen Galerie (heute Kunstpalais) gewidmet.
Für das gezeigte Mappenwerk ist der Begriff der Variation ausschlaggebend. In zehn unterschiedlichen Bearbeitungen des Themasatzes „der einfache weg ist einfach der weg“ führt der Autor zehn unterschiedliche typographische Realisationen vor, deren jede für sich steht. Als Freistellung des Themas und Aufspaltung seines Wortbestandes, als Auflösung in seine Wortteile und deren Wiederholung in serieller Reihe, als Zerlegung der Worte in variierende Buchstabenquadrate etc. kontrastieren und korrespondieren sie untereinander und bilden so ein abwechslungsreiches Ganzes.
Freitag, 29. August bis Sonntag, 31. August, Orangerie im Schlossgarten