Die Ziege, die von der Antike bis in die Gegenwart mit Fruchtbarkeit, Eigensinn, List und Zähigkeit assoziiert wird, wählt sich Verena Stauffer, 1978 im österreichischen Kirchdorf an der Krems geboren, als Wappentier für ihren Gedichtband. In den sieben Kapiteln von „Kiki Beach“ lockt Stauffer ihre Leser*innen zunächst nach Zypern, ins Orangental, wo der Instinkt wichtiger ist als der Verstand. „Außer sich geraten, verwildern!“ lautet die Devise. Darauf wollen diese Gedichte hinaus. Sie sprechen feministisch-aufklärerisch, zugleich lustvoll, unbändig, utopisch und radikal. Stauffers Gedichte zucken und mäandern zwischen Zypern und dem Metaversum, zwischen Kiki Beach und einer Kinky Bitch, und verankern sich in ihrem ausgelassenen Zelebrieren des Animalischen und einer queeren Erotik tief in jenen literarischen Traditionen, die sich besonders für Überschreitungen interessieren. Eine Art Überschreitung ist auch die formale Gestaltung: Zu jedem Kapitel finden sich Anmerkungen, die einen Einblick in den Entstehungsprozess dieses Bandes geben, der die Liebe viel mehr als Spiel denn als Schmerz inszeniert.
Beate Tröger
Auszeichnungen u. a.: Rotahorn Literaturpreis (2016), Projektstipendium des Bundeskanzleramtes (2016, 2020), Manuskripte Förderpreis der Stadt Graz (2018).
Veröffentlichungen (zuletzt):
– „Zitronen der Macht“, Gedichte, hochroth, Wien 2014
– „Orchis“, Roman, Kremayr & Scheriau, Wien 2018
– „Ousia“, Gedichte, kookbooks, Berlin 2020
– „Geschlossene Gesellschaft“, Roman, Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt a. M. 2021
– „Kiki Beach“, Gedichte, kookbooks, Berlin 2025