Presseinformation 1.9.2025 – Bilanz

Erlangen, 1. September 2025


Presseinformation

Konzentriert und ernsthaft – entspannt und gelassen
45. Erlanger Poet*innenfest – 29. bis 31. August 2025
Mit weit über 12.000 Besucher*innen eine der bestbesuchten Ausgaben

Am Abend des 31. August ging mit Raoul Schrott und dem „Atlas der Sternenhimmel“ im ausverkauften Erlanger Markgrafentheater ein überaus erfolgreiches 45. Erlanger Poet*innenfest zu Ende. Bei idealem Spätsommerwetter strömten weit über 12.000 Besucher*innen zu den Lesungen, Gesprächen und Diskussionen in den Erlanger Schlossgarten und die umliegenden Veranstaltungsräume. Trotz der haushaltsbedingten Verkürzung des Festivals um einen Tag war das 45. Erlanger Poet*innenfest eines der bestbesuchten seiner Geschichte. Über 80 Schriftsteller*innen, Publizist*innen und Künstler*innen waren in rund 50 Veranstaltungen bei dem dreitägigen Literaturfestival zu Gast, darunter mit Nava Ebrahimi, Kaleb Erdmann, Annett Gröschner, Dmitrij Kapitelman, Jehona Kicaj und Jonas Lüscher auch sechs für den Deutschen Buchpreis nominierte Autor*innen, die Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises Natascha Gangl, die diesjährige Büchner-Preisträgerin Ursula Krechel und Kristine Bilkau, die Gewinnerin des Preises der Leipziger Buchmesse. Auf besonders großes Interesse stießen die ausnahmslos gut besuchten Gespräche und Diskussionen zu komplexen politischen und gesellschaftlichen Themen.

Begonnen hatte das 45. Erlanger Poet*innenfest am Freitagabend mit der Veranstaltung „Kompliz*innen“, bei der Mithu Sanyal, Shida Bazyar und Nava Ebrahimi mit Maryam Aras, Tia Morgen und Mario Schemmerl neue Stimmen der deutschsprachigen Literatur vorgestellt haben, gefolgt von einem „Gipfeltreffen“ der drei Autor*innen der aktuellen „Merz-Bücher“ – Robin Alexander, Mariam Lau und Sara Sievert. Ein erster Höhepunkt des Festivals war das Autorenporträt von Sasa Stanišić im ausverkauften Markgrafentheater. Stanišić begeisterte seine Gesprächspartnerin Maike Albath und das Publikum mit einem höchst performativen Auftritt, zum Abschluss las er einen Text aus seinem neuen Buch „Mein Unglück beginnt damit, dass der Stromkreis als Rechteck abgebildet wird. Eine Ermutigung“, in dem es um Empathie geht, und – wie ein Motto für die folgenden Festivaltage – darum, einander zu erzählen und zuzuhören.

Das zweite, ebenfalls bis auf den letzten Stehplatz im dritten Rang ausgebuchte Porträt war Eva Menasse gewidmet, die im Gespräch mit Korbinian Frenzel vor allem ihre engagierte politische Seite zeigte und beispielsweise die Vorgänge um die gescheiterte Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin scharf kritisierte. An den langen Lesenachmittagen im Erlanger Schlossgarten stellten Fikri Anıl Altıntaş, Kristine Bilkau, Ulrike Draesner, Daniela Dröscher, Sirka Elspaß, Kaleb Erdmann, Natascha Gangl, Tommie Goerz, Annett Gröschner, Jakob Hein, Anja Kampmann, Dmitrij Kapitelman, Jehona Kicaj, Ursula Krechel, Nadja Küchenmeister, Jonas Lüscher, Katerina Poladjan, Verena Stauffer, Steven Uhly und Jan Costin Wagner ihre Neuerscheinungen vor. Die begleitenden Gespräche führten Maike Albath, Anne-Dore Krohn, Dirk Kruse, Lara Sielmann und Beate Tröger.

Über den „Männlichkeitswahn(sinn) in Politik und Gesellschaft“ sprachen Nana Brink und Korbinian Frenzel mit Fikri Anıl Altıntaş, Rebekka Endler, Heike Specht und Martin Speer. Beim aktuellen Podium „Der Staat von morgen“ beschäftigten sich Robin Alexander, Nina Kolleck, Elisabeth Niejahr und Arne Treves damit, wie ein handlungsfähiger Staat aussehen könnte. Christoph von Marschall und Rachel Tausendfreund beleuchteten die Wiederwahl Trumps und die damit verbundenen Folgen. Die traditionelle Sonntagsmatinee mit Brandon Bohrn, Kai-Olaf Lang, Christoph von Marschall und Gwendolyn Sasse trug den Titel „Europa erfindet sich neu“ und wurde von vielen Besucher*innen wegen der Klarheit der Aussagen und der Analysen als „Sternstunde“ bezeichnet.

Im Gespräch mit Cornelia Zetzsche rückten Ulrike Draesner, Jeannie Moser, Richard C. Schneider und Ilija Trojanow die Macht der Sprache in den Fokus. Bezeichnungen wie „Zustrombegrenzungsgesetz“, die Geflüchtete mit Naturkatastrophen assoziieren, und denen man mit Fakten nicht begegnen kann, müssten, so Ilija Trojanow, eigene Metaphern und Bilder entgegengesetzt werden. Richard C. Schneider sah auch die Rolle der journalistischen Kolleg*innen kritisch, die zum Teil gar nicht merken, dass „sich die Sprache des Populismus‘ in den Mainstream hineingeschlichen hat“. Am Sonntagnachmittag wurde auf einem Podium mit Vertreter*innen der Generation Z kontrovers über das Thema „Dienst an der Gesellschaft“ und Wehrplicht diskutiert. Und zum Abschluss der politischen Veranstaltungen sprachen Ali Fathollah-Nejad, Pierre Jarawan, Richard C. Schneider und Daniela Sepehri über die Situation im Nahen Osten. Als besonders beunruhigend wurde eingeschätzt, dass selbst Interlektuelle beider Seiten nicht mehr miteinander sprechen können oder wollen. Einigkeit herrschte darüber, dass die Palästinenser*innen von allen Seiten, vom Westen wie von den arabischen Staaten, im Stich gelassen werden.

Bayern 2 war mit neuen Formaten vor Ort und bespielte am Samstag die Orangerie im Erlanger Schlossgarten: Niels Beintker präsentierte in der Live-Sendung „Die Zwei vor Ort“ die neuen Bücher von Anja Kampmann, Nadja Küchenmeister und Jan Costin Wagner. Die Musik dazu lieferte Dorit Chrysler. Außerdem wurden zwei Folgen des Podcasts „Buchgefühl“ mit Steven Uhly sowie Ulrike Draesner aufgezeichnet.

Übereinstimmend positiv äußerten sich Teilnehmer*innen wie Besucher*innen über die ernsthafte und konzentrierte Atmosphäre, selbst in einem stark besuchten Schlossgarten, und gleichzeitig die Gelassenheit und entspannte Stimmung während des 45. Erlanger Poet*innenfests.


Hauptsponsor des 45. Erlanger Poet*innenfests: Stadt- und Kreissparkasse Erlangen Höchstadt Herzogenaurach. Medienpartner des 45. Erlanger Poet*innenfests: Erlanger Nachrichten und Bayern 2. Das 45. Erlanger Poet*innenfest wird aus Mitteln der Literaturförderung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt.


Veranstalter
Stadt Erlangen – Kulturamt
Abteilung Festivals und Programme
Gebbertstraße 1, 91052 Erlangen – Deutschland
Tel. +49 (0)9131 86-1408
E-Mail: info@poetenfest-erlangen.de
Website: www.poetenfest-erlangen.de