13:30 Uhr Jonas Lüscher
Verzauberte Vorbestimmung. Roman. Hanser. München, Jan 2025
14:00 Uhr Jehona Kicaj
ë. Roman. Wallstein. Göttingen, Jul 2025
14:30 Uhr Nadja Küchenmeister
Der Große Wagen. Gedicht. Schöffling & Co. Frankfurt a. M., Feb 2025
15:00 Uhr Dmitrij Kapitelman
Russische Spezialitäten. Roman. Hanser Berlin, Feb 2025
15:30 Uhr Annett Gröschner
Schwebende Lasten. Roman. C.H. Beck. München, Mrz 2025
16:00 Uhr Kaleb Erdmann
Die Ausweichschule. Roman. park x ullstein. Berlin, Jul 2025
16:30 Uhr Daniela Dröscher
Junge Frau mit Katze. Roman. KiWi. Köln, 14. Aug 2025
17:00 Uhr Sirka Elspaß
hungern beten heulen schwimmen. Gedichte. Suhrkamp. Berlin, 18. Aug 2025
17:30 Uhr Tommie Goerz
Im Schnee. Roman. Piper. München, Jan 2025
18:00 Uhr Katerina Poladjan
Goldstrand. Roman. S. Fischer. Frankfurt a. M., 27. Aug 2025
Moderation: Maike Albath, Anne-Dore Krohn, Dirk Kruse, Lara Sielmann, Beate Tröger
Haupt- und Nebenpodien Schlossgarten bzw. Redoutensaal, Theater in der Garage und Rangfoyer: FM-Anlage für Hörgeschädigte – Ausleihe an der Information
„Zwischen uns liegt August“
Der Lesereigen am Sonntagnachmittag beginnt mit einem Paukenschlag – „ein erzählerischer Triumph“ schwärmt Andreas Platthaus in der FAZ, der „erste Covid-19-Roman der Literaturgeschichte markiert einen neuen ‚State of the Art‘ im Romanschreiben“, urteilt Sigrid Löffler. „Verzauberte Vorbestimmung“ von Jonas Lüscher ist ein betörender Wirbel aus Zeitschichten, Schauplätzen, Halluzinationen und Figuren, alles ist mit allem verknüpft (So, 13:30 Uhr).
Mit einem Romandebüt von Jehona Kicaj geht es weiter: In „ë“ flieht eine junge Erzählerin mit ihren Eltern in den 1990er Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland. Sie sprechen nur Albanisch, die Sprache mit dem kaum hörbaren „ë“ – ein identitätsstiftender Buchstabe, ohne Äquivalent im Deutschen. Ein hochpoetischer Text, der die Traumata wie die jüngere Geschichte des Kosovos und die deutschen Verhältnisse in Literatur übersetzt (So, 14 Uhr).
„Der Große Wagen“ – das Sternbild wird zur Leitmetapher des gleichnamigen Gedichtbandes von Nadja Küchenmeister. Unter dem Sternenhimmel der nördlichen Hemisphäre bewegen sich die Verse des zehnteiligen Langgedichts zwischen den Städten Berlin, Köln und Lissabon – Erinnerungs- und Traumorte, gesättigt mit Bildern der Kindheit und denen einer einst intensiven, nun verklingenden Liebe (So, 14:30 Uhr).
Eine Familie aus Kiew verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts ... Doch nach der Pandemie und dem russischen Überfall auf die Ukraine gehen die Geschäfte immer schlechter. In „Russische Spezialitäten“ erzählt Dmitrij Kapitelman davon, wie der Angriffskrieg auf die Ukraine Gräben durch Familien und Freundschaften zieht. Was ihn auszeichnet, ist sein tragikomischer Humor, der das Absurde und Lachhafte an den Umständen freilegt, ohne dabei seinen empathischen Blick zu verlieren (So, 15 Uhr).
Kaum jemand kennt die Berliner Bürgersteige, Häuserzeilen, Quartiere und Grünparzellen besser als Annett Gröschner. In ihren Romanen spielen immer auch die Städte eine Hauptrolle. In „Schwebende Lasten“ ist es diesmal Magdeburg, wo sie selbst aufgewachsen ist. Mit erzählerischer Verve fächert sie das Schicksal der Kranführerin Hanna Krause auf, die als sechsfache Mutter unbeirrbar Revolutionen, Kriege und Diktaturen durchsteht (So, 15:30 Uhr).
Mit elf Jahren erlebt Kaleb Erdmann den Amoklauf an seiner Schule, dem Gutenberg-Gymnasium in Erfurt. Ein Mitschüler erschoss sechzehn Menschen, ganz Deutschland stand unter Schock. Nun hat er einen Roman geschrieben – „Die Ausweichschule“ – in dem er sich mit dem eigenen Erinnern auseinandersetzt. Wie kann die literarische Rekonstruktion von Erinnerung aussehen, die nur eine eigene selektive sowie höchstpersönliche Wahrheit abbildet (So, 16 Uhr)?
Zweimal war Daniela Dröscher schon beim Erlanger Poet*innenfest zu Gast, im Pandemie-Jahr 2021 mit einem Sachbuch und 2022 mit ihrem Roman „Lügen über meine Mutter“. „Junge Frau mit Katze“ verhandelt erneut die Geschichte eines Körpers, dieses Mal steht die Ich-Erzählerin im Zentrum. Sie lebt mit Katze in Berlin, promoviert, arbeitet viel – und ist auffallend oft krank. In welcher Welt bewegt sich dieser Körper, wie reagiert das medizinische System auf ihn, und was ist eigentlich krank (So, 16:30 Uhr)? Hinreißend tröstlich sind die Gedichte von Sirka Elspaß. In ihrem zweiten Band „hungern beten heulen schwimmen“ schafft sie Hallräume ihrer eigenen Lektüren und webt zwischen Zweifel und Zuversicht, zwischen Internet und Intimität ein dichtes Netz aus Verweisen und Bezügen (So, 17 Uhr).
Als der Erlanger Autor Tommie Goerz vor zwei Jahren beim Poet*innenfest aus seinem düsteren Roman „Im Tal“ las, verdunkelte sich der Himmel und es goss in Strömen. Hoffen wir, dass das kein Omen ist: „Im Schnee“ heißt sein neuer noch erfolgreicherer Roman, der vom Leben auf dem Dorf erzählt, von der Enge, aber auch der Verbundenheit der Menschen dort. Er tut dies in knappen, präzisen Sätzen, was ihn davor bewahrt, die gar nicht so gute alte Zeit zu verherrlichen (So, 17:30 Uhr).
„Bis Dienstag Eli. Bis Dienstag Dottoressa“. Oder: „Wir sehen uns am Donnerstag, Eli“. Zwei Mal die Woche besucht der Regisseur Elia Fontana seine Therapeutin und spricht über seine Herkunft, seine Filme, seine Mutter. Jede Sitzung wird beendet mit der leicht variierten Verabschiedung, die wie ein Refrain den Roman „Goldstrand“ von Katerina Poladjan begleitet. Ein Buch, randvoll mit Filmszenen zum Abschluss der langen Lesenachmittage des 45. Erlanger Poet*innenfests (So, 18 Uhr).