Von literarischem Schreiben, politischen Bühnen und Sprache als Vorform des Handelns
Ob Friedrich Merz sich als Superkanzler von Superreformen erweist, ist offen. Als Meister schnoddriger Reden hat er sich längst geoutet, auch mit seinem fatalen Wort „Drecksarbeit“ zum Krieg Israels gegen Iran – mit Toten und Verletzten. Der Ton auf politischen Bühnen ist flapsig bis rau. Von „links-grün versifft“ ist die Rede, von „Ökodiktatur“ und „Lügenkanzler“. Und das „Zustrombegrenzungsgesetz“ diffamiert Migrant*innen als „Flut“, als Naturkatastrophe.
Zwei Schriftsteller*innen, ein Journalist und eine Literaturwissenschaftlerin diskutieren über Sprache als „Vorform des Handelns“, wie Angela Merkel das nannte. Sie berichten über ihre Forschung und ihre neuen Bücher: Ulrike Draesner erzählt die Odyssee aus weiblicher Sicht neu und spiegelt den Aufbruch im Langgedicht „penelopes sch()iff“ auch in der Sprache und Wortwahl. Ilija Trojanow analysiert universale Herrschaftsstrukturen in „Das Buch der Macht“, einer Satire, einem dialogischen Monolog über Jahrhunderte. Jeannie Moser untersucht die Kultur- und Literaturpolitik der Neuen Rechten, Richard C. Schneider „Die sterbende Demokratie“, und Cornelia Zetzsche fragt: Inwieweit schaffen Worte Wirklichkeit?
Cornelia Zetzsche
Ulrike Draesner: penelopes sch( )iff. postepos. Gedichte. Penguin. München, 20. Aug 2025
Richard C. Schneider: Das Sterben der Demokratie. Der Plan der Rechtspopulisten – in Europa und den USA. zus. mit Peter R. Neumann. Rowohlt. Hamburg, 12. Aug 2025
Ilija Trojanow: Das Buch der Macht. Wie man sie erringt und (nie) wieder loslässt. Die Andere Bibliothek. Berlin, Mrz 2025